Foto Renard

Aus Kiel-Wiki


Foto Renard KG

Gegründet
1843
Adresse
Brunswiker Straße 52-54
24105 Kiel
Telefon
0431-561086
Fax
0431-564040
Web
http://www.studio-renard.de
Rechtsform
KG
Handelsregister
HRA 6314
Geschäftsführung
Moritz G. Wellmann
Mitarbeiter
3
Branche
Foto
Photograf Gregor Renard in seinem Atelier (Selbstbildnis, etwa 1850)

Die Firma Foto Renard Kiel wurden 1843 von Gregorius Renard gegründet und ist eines der ältesten noch bestehende Fotografenunternehmen weltweit. Bis zum Jahre 2008 war sie in den Händen der Familie geblieben.

Geschichte

Gregorius Renard

Gregor(ius) Renard (* 21. November 1814 auf Friedrichshof, Gut Knoop (Altenholz; † 06. April 1885 in Kiel) findet man 1841 einen Eintrag im Kopenhagener Adressbuch als Silhouetteur und Maler. Die ersten Anzeigen von Gregorius Renard mit dem Datum vom 28. August des Jahres 1843 in Helsingör belegen, dass er sich als Maler und Bildhauer bereits sehr früh mit der Lichtbildnerei berufsmäßig beschäftigt hat.
Mit großer Wahrscheinlichkeit hat der Kieler schon 1842 in Kopenhagen das 1839 aus Frankreich veröffentlichte Handwerk der Daguerreotypie erlernt. Stets auf dem neuesten Stand und mit künstlerischem Anspruch an seine Arbeiten etablierte sich Gregorius ab 1847 in Kiel mit einem Atelier am Pferdeborn und war für einige Jahre der einzige Lichtbildner in Kiel. Im Jahre 1880 zog er um in die Brunswiker Straße 30, die damalige Hauptgeschäftsstraße der Stadt, die sich durch die Kaiserliche Marine und den Schiffbau enorm entwickelte.
Gregorius gehörte mit zu den Ersten im Lande, die nicht nur daguerreotypierten, sondern auch zusätzlich mit Kamera, Zubehör und Chemikalien handelten. Früh konnte er stereoskopische Porträts und Ansichten liefern.
Als ernanntes Mitglied des Deutschen Photographenvereins hat er dazu beigetragen, dass der Beruf des Fotografen während der 1880er Jahre als Ausbildungsberuf anerkannt wurde. In Kiel findet man um 50 erwerbsmäßige Fotografen und Ateliers wie z. B. das Atelier Ferdinand Urbahns.[1]
Seine Ehefrau Henriette (geb. Soeverborg) war aktiv bei der Herstellung von Daguerreotypien und später als Inhaberin des Ateliers tätig. Durch die giftigen Quecksilberdämpfen verlor sie alle Zähne, so dass sie für 100 Thaler eines der ersten Gebisse in Kiel erhielten. Dieses galt als sehenswürdig für die Medizinstudenten der Christian-Albrechts-Universität. Bis 1888 läuft das Atelier unter ihrem Namen.[2]

Zwei seiner Brüder wurden ebenfalls frühe Fotografen in Norwegen und Schweden: Friedrich Waldemar (Woldemar de) Renard (* 7. Februar 1817 zu Friedrichshof, Gut Knoop (Altenholz), † 22. September 1901 Gemeinde "Heilige Gertrud" in Stockholm) und Frederik Renard (* 05. März 1824 auf Gut Mettenhof, † 10. Dezember 1895 in Gävle).

Arthur Renard

Kiosk für Marinebilder, 1896

Als Gregorius Renard im Jahre 1885 verstarb, vererbte er seinem Sohn Cay Jacob Arthur Renard (* 30. November 1858 in Kiel, † 13. Februar 1934) ein blühendes Geschäft, der selbst zu einem äußerst engagierten Marine-, Presse- und Portraitfotografen wurde. Er heiratet am 20. August 1884 die Fotografengehilfin Agnes Hein, die im November 1920 starb.
Arthur Renard war viel in Kiel und Umgebung unterwegs, um zu fotografieren: bei der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Kanals, bei Zeppelin Luftschiffbesuchen, bei Stapelläufen von Kriegschiffen und Marinemanövern und in der Kieler Woche. Viele seiner Aufnahmen verkaufte er an "Die Woche" aus Berlin und anderen Zeitungen.
Arthur Renard sollte wegen seiner recht schrulligen Art als stadtbekanntes Kieler Original gegolten haben. Eine Anekdote erzählt, dass seine Devise war: "Die schrecklichen Motorkutschen sollen mir ausweichen, und nicht umgekehrt." Er wurde bei der Jakobikirche am Knooper Weg von einem Auto überfahren.

Zwei Brüder von Arthur Renard machten sich auch in diesem Beruf selbständig:
Friedrich Waldemar Renard (* 1850 in Kiel, † 1904 ebendort) mit einem eigenen Atelier in Kiel; Traugott Otto Maximilian Renard (* 03. November 1855 in Kiel, † 27. Juni 1943 Bremerhaven) machte Karriere als mehrfach prämierter Hoffotograf des Zaren Nikolaus II in Russland, wanderte aus nach Brasilien, dann Düsseldorf, Meran, Aachen und Bremerhaven, immer mit eigenem Atelier, und verstarb schließlich in Bremerhaven.

Ab 1945

Drei Söhne von Arthur Renard - Gregor (* 05. September 1887, † 04. Januar 1964), Albert (*30. April 1890) und Rudolf Walther Renard (* 17. Mai 1896 Kiel, † 1979 ebendort) - übernahmen den Betrieb und brachten ihn durch die Kriegsjahre, bis das Gebäude in der Brunswik durch Bomben zerstört wurden.
Nach dem Kriege eröffnete man erneut ein Labor mit Atelier in der Möllingstraße, nach Wiederaufbau der Stadt 1959 wieder in die Brunswik. Mitte der 1960er Jahren profitierte der Foto Renard Kiel durch Aufnahmen von Rudolf Walther Renard von Schiffen auf dem Nord-Ostsee-Kanal, u. a. von der Levensauer Hochbrücke.

Sein Sohn Gregor Renard (* 1922, † 1994), zurück aus der Kriegsgefangenschaft, stieg in den Familienbetrieb ein. Er begann 1955 ein Bildarchiv von den Bundesmarineschiffen anzulegen. Dafür wurden Firmenboot von der Scharstein-Werft in Strande gekauft. Zwar war das Fotografieren der militärische Schiffen verboten, dennoch haben nicht nur Sammler, Modellbauer, Zeitungsredaktionen auch die Behörde und vor allem Soldaten bei Foto Renard Kiel bestellten. Die Aufnahmen beschäftigten zeitweise über zehn Laborantinnen und sechs Familienmitglieder; zwei Drittel des Umsatzes wurde aus diesen Marinebildern bestritten.

Gregor Renard vererbten seinem Sohn Bernd Renard (* 23. August Schleswig) den Betrieb, der sich auf Industrie- und Werbefotografie mit Fachlabor und Porträtstudio konzentrierte. Den Bereich Porträtfotografie übernahm für 8 Jahre seine Tochter Daniela Müller.[3]

Bernd Renard beschäftigt sich heute mit der Geschichte der Fotografie, im besonderen mit der Dagurreotypie. u.a Restaurierung, Reproduktion, Expertisen, Workshops und An- und Verkauf.[4]

Im Oktober 2008 übernahm der Hamburger Fotograf Ralf Laack den Betrieb Foto Renard Kiel angepasst an die Digitalfotografie.
Seit 2016 ist Geschäftsinhaber Moritz G. Wellmann, der mit gleichen Aufgabengebieten die Firma weiterführt.

Weblinks

 Commons: Gregor Renard – Sammlung von Bildern
 Commons: Arthur Renard – Sammlung von Bildern

Karte „Foto Renard“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

Einzelnachweise

  1. Unterpunkt Photographen auf photospuren.de, abgerufen am 7. März 2019
  2. Wikipedia: „Gregorius Renard“
  3. Photographenfamilie Renard auf photospuren.de, abgerufen am 07. März 2019; Foto Renard Geschichte auf alt-kiel-foto.de, abgerufen am 07. März 2019
  4. http://www.daguerreotypie.de, abgerufen am 07. 2019