Dampferlinien

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Fördedampfer HERTHA an der Anlegebrücke Wellingdorf 1909

Die Dampferlinien dienen seit Ende des 19. Jahrhunderts bis heute als Fördefähren für die Berufspendler und als Ausflugsschiffe.

Dampferlinien im 19. und 20. Jahrhundert

Die ca. 17 km lange Kieler Förde machte schon früh Fährverbindungen zwischen Kiel und ihrer Umgebung möglich und notwendig, vor allem für die Dörfer auf dem Ostufer und in der Probstei.

Dampfer der NDC an der Seegartenbrücke vor dem Kieler Schloss etwa 1905

Die Anfänge

Die Laboer Fischersfrau Beeke Sellmer (1798-1861) rief im Jahr 1857 die erste regelmäßige Linie für den Fracht- und Personen­verkehr ins Leben.[1] Sie fuhr mit mit einem offenen, zweimastigen Segelboot zweimal in der Woche von Laboe nach Kiel. Ein 9 m langer Nachbau ihres Wadenbootes wurde im Jahr 2002 fertiggstellt, und trägt Beeke Sellmers Namen. Es liegt im Museumshafen Probstei bei der Marina Wentorf.

Bereits seit etwa 1820 - Kiel gehörte mit den Herzogtümern Schleswig und Holstein damals zum dänischen Gesamtstaat - gab es mit den Schiffen Caledonia, Frederik IV, Löven und Christian VIII regelmäßige Verbindungen mit Dampfschiffen von Kiel nach Kopenhagen.

Ab dem 7. Mai 1865 kam mit dem 1863 bei Schweffel & Howaldt gebauten Dampfer Kiel die erste regelmäßige Dampferlinie hinzu. Die Kiel fuhr anfangs zwei-, später dreimal täglich vom Fischerleger nach Laboe.

Die Dampferlinien

Durch die Industrialisierung und die Entstehung großer Werften auf dem Ostufer wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehr und größere Dampfer für die Werftarbeiter und andere Berufspendler notwendig.

Die Industrielle Revolution veränderte auch das Reisen bei wohlhabenden Bürgern: Die Reisen, der Ausflug erfüllten nicht mehr nur einen bestimmten Zweck, sondern sie waren selbst der Zweck. Die Reeder boten ihre Dampfer als Ausflugsschiffe an.

In den frühen Jahren gab es auf der Kieler Förde drei Dampferlinien, die nach den Farben des Rumpfanstriches der Schiffe benannt wurden:

Fördedampfer HOLTENAU der Harufag 1910

Schwarze Dampferlinie (1887)

Hauptartikel: Neue Dampfer-Companie

Schwarze Dampferlinie der Neuen Dampfer-Companie (NDC), die mit über 29 Dampfern von Kiel aus Holtenau, Friedrichsort, Laboe und Strande anlief und um das Feuerschiff Kiel fuhr.

Weiße Dampferlinie (1905)

Hauptartikel: Hafenrundfahrt AG

Weiße Dampferlinie der Hafenrundfahrt AG, die anfangs von der Kieler Innenstadt nach Falckenstein fuhr. Direktor der Weißen Dampferlinie war u. a. der Holtenauer Hans Grimm, dem es gelang, 1938 die Harufag mit der NDC zu fusionieren.

Blaue Dampferlinie (um 1900)

Blaue Dampferlinie des Wellingdorfer Reeders August Christian Hansen, die auf der Strecke vom Seegarten nach Neumühlen-Dietrichsdorf verkehrte. Die Blaue Dampferlinie wurde im Jahre 1965 als letzte private Passagierlinie in die KVAG eingegliedert.[2]:

Außer bei Eisgang pendelten die Dampferlinien bis zum Ersten Weltkrieg in kurzem Takt zwischen Kiel, Friedrichsort und Laboe.

Der wirtschaftliche Abschwung in der Weimarer Zeit brachte Linieneinstellungen, Fahrpreiserhöhungen und Schiffsverkäufe. Später gewannen Straßenbahnen und Busse an Bedeutung, die in der Hafenrundfahrt AG bzw. der Kieler Verkehrsaktiengesellschaft zusammengefasst wurden.

Fördedampfer BELLEVUE (vorn) und HEIKENDORF Januar 1963

Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten die Fördeschiffe zunehmend dem Ausflugsverkehr und hatten einen kurzen Aufschwung, bevor der private PKW-Verkehr die Dampfer verdrängte. Die Dampfer waren nur noch eine touristische Attraktion Kiels, wenn sie im Sommer Gäste zu den Stränden an der Förde brachten.[3]

Fördeschifffahrt im 21. Jahrhundert

Derzeit (Stand 2018) hat die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel mbH, eine Ausgründung der KVAG-Abteilung Schifffahrt, fünf Fahrgastschiffe - MS Heikendorf, MS Laboe, MS Strande, MS Schilksee, MS Schwentine - und die zwei Kombischiffe MS Falckenstein und MS Kitzeberg im Einsatz. Weniger Dampfer als vor dem Ersten Weltkrieg, größer aber die Passagierzahl je Dampfer (bis zu 300).[4]

Die heutige Weiße Dampferlinie nähert sich wieder den Aufgaben der alten Dampferlinien an, nicht nur als touristische Angebot, sondern als Angebot für Pendler:

die Förderlinie fährt auf der Strecke zwischen Kiel und Laboe , im Sommer Strande;
die Schwentinelinie für Studenten, Schüler und Berufspendler verkehrt ganzjährig zwischen dem Kieler Westufer (Anlegestelle Reventlou) und der Schwentinemündung (Anlegestellen Wellingdorf und Dietrichsdorf-Neumühlen).[5]

Ein Vorschlag war auch das Norddreieck für Pendler und Schüler, eine schnelle Querung der Förde zwischen Laboe, Möltenort und Friedrichsort.[6]

Auf Grund der Kieler Verkehrskonzepte, die u. a. auch als Folge des Klimawandels sind, sind ein differenziertes Angebot für Pendler und Touristen sowie ein kürzerer Takt für Pendler notwendig. So z. B. wird die Wiedereinbindung Holtenaus in die Fördeschifffahrt angestrebt.

Anders aber als die alten Dampferlinie ist es auch notwendig, schnellere Schiffe und damit kürzere Fahrzeiten für Pendler, eine bessere Integration des Fahrradverkehrs, eine Optimierung der Busverknüpfung sowie eine attraktive barrierefreie Gestaltung der Anleger zu erreichen.

Zugleich muß ein vergleichsweise teures Verkehrsmittel alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Betriebs- und Personalkosten und die Umweltbelastungen zu reduzieren.[7]

Weblinks

 Commons: Fördedampfer auf der Kieler Förde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise