Alter Bahnhof

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Der Alte Kieler Bahnhof war der erste Bahnhof Kiels und der Vorläufer des heutigen Hauptbahnhofs. Er lag in der Vorstadt, am Beginn der Straße Klinke

Die König Christian VIII. Ostseebahn

Nur wenigen ist bekannt, dass Kiel eine der ersten deutschen Städte war, die einen Bahnanschluss und damit einen Bahnhof bekamen. In den 30er Jahren waren die ersten Bahnverbindungen entstanden, meist kürzere Strecken, aber gegen Ende des Jahrzehnts wurden auch längere Strecken geplant und gebaut. Ab 1841 war mit dem Bau einer 106 km langen Eisenbahnstrecke von Kiel nach Altona begonnen worden. Die Bauarbeiten verliefen nicht ohne Probleme und Bürgerproteste dagegen gab es damals auch. Aber im September 1844 erfolgte die erste Fahrt eines Zuges von Altona nach Kiel. Angetrieben wurde der Zug von einer Lok mit dem Namen „Dania“, die später in „Diana“ umbenannt wurde. Diese Bahn hieß damals „Christians des Achten Ostseebahn“, denn der dänische König war die treibende Kraft hinter diesem Projekt gewesen. Das Herzogtum Holstein war zwar Teil des Deutschen Bundes, regiert wurde es aber aus Kopenhagen und war Teil des „Dänischen Gesamtstaates.“ Ziel des Bahnprojektes war es, die Fahrtzeit von Kopenhagen in die mit 30.000 Einwohnern damals zweitgrößte Stadt des Dänischen Gesamtstaates Altona zu verkürzen. Damit war der Anschluss an das wirtschaftliche Zentrum des Nordens, die Hansestadt Hamburg erreicht. Nur wenige Jahre später wurde Harburg mit Hannover per Eisenbahn verbunden, so dass auch der Anschluss an das Königreich Hannover gegeben war.

Die Bahnhofsanlage

Im Jahr 1846 war der Bau des Kieler Bahnhofs abgeschlossen. Dieser lag außerhalb des Stadtgebietes in der Nähe der Vorstadt direkt an der Förde. Dort wurde ein Anleger für Postschiffe und Frachtschiffe geschaffen, die zwischen Kiel und Kopenhagen (später Korsør) pendelten. Der Bahnhof bestand laut zeitgenössischen Darstellungen aus einem überdachten Bahnsteig und einem zweigeschossigen Flachdachgebäude mit zwei kleinen Türmen (Bild 2). In der Bahnhofshalle gab es zwei Gleise, eines für abfahrende, eines für ankommende Züge. Anfang der 60er Jahre wurde der Bahnhof umgebaut. Das Flachdach wurde durch ein Satteldach ersetzt, die Türme zurückgebaut. Neben dem Hauptgebäude wurde links ein Eingangsportal gebaut, das Gebäude selber wurde als Hotel und Restaurant genutzt. Auf den beiden Fotos von 1865 (Bild 3 und 4) kann man den Bahnhof sehen: einmal mit dem Ziegelteich gegenüber und dann vom Ziegelteich aus gesehen.

Das Bahnhofsumfeld

Nördlich des Bahnhofs befand sich ein altes Speichergebäude (der Brauersche Speicher), welches an der Jensenstraße stand, einer Straße, die es heute nicht mehr gibt. Das Bahnhofsgelände setzte sich zum Hafen fort und reichte bis zur damaligen Jensen Straße. Auf dem Gelände wurden Kohlevorräte gelagert und Waggons abgestellt. Außerdem gab es dort eine Vorrichtung zum Umdrehen der Loks. In der Jensen Straße befand sich das Hauptpostamt und ab 1872 das Hotel Germania (Bild 5), welches den Speicher ersetzte. Außerdem fuhren von dort Postschiffe ab (Bild 6). Ende der 60er Jahre wurde der Ziegelteich zugeschüttet und 1878 wurde auf der Fläche das Thaulow-Museum errichtet, im Hintergrund sieht man das Hotel Germania anstelle des Speichers (Bild 7 und 8). Der Bahnhof war ein Ort wichtiger Ereignisse. Im Dezember 1863 zogen die deutschen Bundestruppen über das Sophienblatt in die Stadt Kiel ein und wurden am Bahnhof von der Bevölkerung begrüßt. Diese Szene wurde auf einem zeitgenössischen Holzstich festgehalten (Bild 9). Wenig später ließ sich Herzog Friedrich VIII von Schleswig-Holstein aus dem Haus Augustenburg vor dem Bahnhof in Kiel zum Herrscher von Schleswig-Holstein ausrufen und huldigen (Bild 10) – was allerdings folgenlos blieb, weil seine Ambitionen am Widerstand Bismarcks scheiterten. Im Laufe der Zeit wuchs die Stadt immer mehr und der Bahnhof wurde zu klein. Im Jahr 1899 stand der neue Bahnhof an seinem jetzigen Standort (Bild 11) und der alte Bahnhof und das Hotel wurden anderweitig genutzt. Im Jahr 1905 wurde der alte Bahnhof abgerissen, an seiner Stelle entstand in Erinnerung an Friedrich VIII der Augustenburger Platz (Bild 12). Nur Teile der alten Fläche wurden bebaut, etwa mit dem Haus Viktoria Eck, welches dort heute noch steht. Während des Krieges wurde das Thaulow-Museum zerstört, allerdings nicht der Anbau, der erst in den 60er Jahren abgerissen wurde. Das Hauptpostgebäude und das Hotel Germania fielen den Bomben zu Opfer, ebenso die Klinke. Ein Teil der Fläche des Augustenburger Platzes wurde in den 50er Jahren überbaut (Bild 13), der Rest des Platzes wurde zum Stresemannplatz, durchzogen durch die Straße Ziegelteich. Heute durchfahren Autos das Gelände und nichts erinnert mehr daran, dass hier mal der erste Bahnhof Kiels stand (Bild 14)


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