Luftangriffe auf Kiel: Unterschied zwischen den Versionen

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Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde Kiel zwischen Juli [[1940]] und Mai [[1945]] von 633 Vollalarmen und 90 Bombenangriffen heimgesucht. Dabei starben 2 900  Bürger der Stadt und rund 200 Besatzungsmitglieder abgeschossener Flugzeuge. Am Ende des Krieges waren die Industrie- und Hafenanlagen, die Militäreinrichtungen und die Wohngebiete ebenso wie die Versorgungs- und Verkehrs-Infrastruktur der Stadt weitgehend zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Drei Viertel der Häuser waren zerstört oder beschädigt
[[Datei:Kiel, Royal Air Force Bomber Command, 1942-1945 CL2771.jpg|mini|Die Werft [[HDW|Deutsche Werke Kiel]] (DWK) wurde zwischen 1942 und 1945 zu zwei Dritteln zerstört. Im Hintergrund das Wrack des Schweren Kreuzers ''Admiral Hipper'']]
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde Kiel zwischen Juli [[1940]] und Mai [[1945]] von 633 Vollalarmen und 90 Bombenangriffen heimgesucht. Dabei starben 2 900  Bürger der Stadt und rund 200 Besatzungsmitglieder abgeschossener Flugzeuge.  


Der erste Luftangriff geschah am [[2. Juli]] [[1940]], knapp in Jahr nach Kriegsbeginn, und forderte erste Opfer. Der letzte ereignete sich in der Nacht vom [[3. Mai|3. auf den 4. Mai]] [[1945]], unmittelbar bevor am Folgetag erste britische Einheiten die Stadt erreichten. Wenn Kiel auch ein Inferno wie die Angriffe auf Hamburg (24. Juli bis 3. August 1942) oder Dresden (13. und 14. Februar 1945) erspart blieb, so musste es doch am [[26. August]] [[1944]] seinen schwersten Angriff erleben, bei dem in einem Flächenbombardement 800 Maschinen rund 300 Luftminen, 1 000 Spreng- und 100 000 Brandbomben abwarfen.
Die Angriffe geschahen arbeitsteilig: Meistens griffen US-Bomber tagsüber die Werften und andere Industrieanlagen an, während nachts die Royal Air Force die Wohngebiete bombardierte. Am Ende des Krieges waren die Industrie- und Hafenanlagen, die Militäreinrichtungen und die Wohngebiete ebenso wie die Versorgungs- und Verkehrs-Infrastruktur der Stadt weitgehend zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Drei Viertel der Häuser waren zerstört oder beschädigt.<ref>{{WP|Luftangriffe_auf_Kiel|Luftangriffe auf Kiel}}</ref> 
 
Der erste Luftangriff geschah am [[2. Juli]] [[1940]], knapp ein Jahr nach Kriegsbeginn, und forderte erste Opfer. Der letzte ereignete sich in der Nacht vom [[3. Mai|3. auf den 4. Mai]] [[1945]], unmittelbar bevor am Folgetag erste britische Einheiten die Stadt erreichten. Wenn Kiel auch ein Inferno wie die Angriffe auf Hamburg (24. Juli bis 3. August 1942) oder Dresden (13. und 14. Februar 1945) erspart blieb, so musste es doch am [[26. August]] [[1944]] seinen schwersten Angriff erleben, bei dem in einem Flächenbombardement 800 Maschinen rund 300 Luftminen, 1 000 Spreng- und 100 000 Brandbomben abwarfen.


== Details zu einzelnen Angriffen ==
== Details zu einzelnen Angriffen ==
* [[2. Juli]] [[1940]]: Die ersten Bombenabwürfe des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] über dem Stadtgebiet betreffen die Kieler Bevölkerung; es gibt erste Opfer.
== [[1940]] ==
* [[18. März]] [[1941]]: In der Nacht auf den [[19. März]] erfolgt einer der bis dahin schwersten Luftangriffe; u.&nbsp;a. wird das Gebäude der [[Landesblindenanstalt]] im [[Königsweg]] 80 durch einen Bombentreffer beschädigt.
[[Datei:Luftangriff 1940.jpg|mini|Bombenschaden in der Kreisleitung der [[NSDAP]] in der [[Gartenstraße]]]]
* [[7. April|7.]] und [[8. April]] [[1941]]:
* [[2. Juli]]: Die ersten Bombenabwürfe des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] über dem Stadtgebiet betreffen die Kieler Bevölkerung; es gibt erste Opfer. Das Gebäude der NSDAP-Kreisleitung in der [[Gartenstraße]] wird zerstört.
* [[19. Oktober]]: Bei einem Luftangriff zwischen 2 und 4 Uhr sind keine Opfer zu beklagen und es kommt meist nur zu geringem Schaden. Allerdings richtet der erste Bombentreffer im [[Kieler Schloss|Schloss]] schweren Schaden in der [[Landesbibliothek]] an,
 
== [[1941]] ==
* [[18. März]]: In der Nacht auf den [[19. März]] erfolgt einer der bis dahin schwersten Luftangriffe; u.&nbsp;a. wird das Gebäude der [[Landesblindenanstalt]] im [[Königsweg]] 80 durch einen Bombentreffer beschädigt.
* [[7. April|7.]] und [[8. April]]:
** Kurz vor Mitternacht beginnt der bisher schwerste Luftangriff auf eine deutsche Stadt während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Er dauert fünf Stunden und trifft vor allem die Werften.
** Kurz vor Mitternacht beginnt der bisher schwerste Luftangriff auf eine deutsche Stadt während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Er dauert fünf Stunden und trifft vor allem die Werften.
** Am Abend wird Kiel nach den Angriffen in der vorangegangenen Nacht erneut bombardiert, dieses  Mal das Westufer. In den beiden Nächten sterben 213 Bürger; 8&nbsp;000 werden obdachlos.
** Am Abend wird Kiel nach den Angriffen in der vorangegangenen Nacht erneut bombardiert, dieses  Mal das [[Westufer]]. In den beiden Nächten sterben 213 Bürger; 8&nbsp;000 werden obdachlos.
* [[14. Mai]] [[1943]]: Bei einem Luftangriff erhalten Gebäude der [[Kriegsmarinewerft]] Bombentreffer.
* Nacht vom [[7. Mai|7.]] zum [[8. Mai]]: Das [[Telemannsches Haus|Telemannsche Haus]] in der [[Haßstraße]] 1 wird zerstört.
* [[17. Mai]] [[1943]]: Bei einem Bombenangriff werden die Bauernstellen Horn, Holst und Först durch Brandbomben zerstört.
* [[25. Juni]]:
* [[13. Dezember]] [[1942]]: Die [[Heiliggeistkirche]] und das [[Altes Rathaus|Alte Rathaus]] werden bei einem Luftangriff weitgehend zerstört.
** 48 Bomber (25 Bomber vom Typ ''Hampden'' und 23 vom Typ ''Wellington'') der Royal Air Force greifen die Werftanlagen an. Eine Wellington-Maschine stürzt dabei ab.<ref name=RAFBomberWar>Tweet von RAF Bomber War: https://twitter.com/RAF_Bomber_War/status/746780858720321536?s=03</ref>
* [[4. Januar]] [[1944]]: Bei einem Luftangriff in der Nacht auf den [[5. Januar|5.]] geraten unzählige Gebäude in Brand. So erhalten zum Beispiel das [[Thaulow-Museum]] und die [[Nikolaikirche]] Volltreffer und stehen in Flammen.
 
* [[19. Mai]] [[1944]]: Das [[Café Hagen]] in der [[Brunswiker Straße]] 23 brennt nach einem Bomben-Volltreffer.
== [[1942]] ==
* [[22. Mai]] [[1944]]: Nach einem Bombentreffer brennt das Gebäude der [[Kieler Spar- und Leihkasse]] am Lorentzendamm aus, die [[Persianische Häuser|Persianischen Häuser]] werden zerstört.
* [[26. Februar]]: Nach mehreren Wochen Pause gibt es wieder einen Luftangriff. [[Kunsthalle]], [[Seeburg]], [[CAU|Universität]] und [[UKSH|Universitätskliniken]] werden getroffen.
* [[6. August]] [[1944]]: Am Vormittag werden die Wik, Projensdorf, der Marinestützpunkt und die Prinz-Heinrich-Brücke bombardiert. Kiel ist schon seit den Angriffen vor drei Wochen ohne Gas und teilweise ohne Strom und Wasser.
 
* [[16. August]] [[1944]]: In der Nacht auf den [[17. August|17.]] wird [[Suchsdorf]] bei einem Luftangriff auf Kiel zu 80&nbsp;% zerstört.
== [[1943]] ==
* [[25. August]] [[1944]]: Ab kurz vor Mitternacht erleidet Kiel den schwersten Luftangriff im zweiten Weltkrieg. 800 Maschinen werfen rund 300 Luftminen, 1&nbsp;000 Spreng- und 100&nbsp;000 Brandbomben ab.
* [[14. Mai]]: Bei einem Luftangriff erhalten Gebäude der [[HDW|Kriegsmarinewerft]] Bombentreffer. Der [[Hauptbahnhof]] wird erneut schwer beschädigt und das Fördeschiff [[MS Stadt Kiel]] wird versenkt. Bei dem nur knapp einstündigen Angriff sterben 368 Menschen.  
* [[30. August]] [[1944]]: Über 600 Bomber greifen am Nachmittag in der [[Wik]], von [[Hassee]] bis [[Schulensee]], in [[Ellerbek]] und [[Dietrichsdorf]] an. Gut Schrevenborn bei [[Heikendorf]] brennt ab.
* [[17. Mai]]: Bei einem Bombenangriff werden die Bauernstellen Horn, Holst und Först durch Brandbomben zerstört.
* [[3. Mai]] [[1945]]: In der Nacht zum [[4. Mai]] ereignet sich der letzte Bombenangriff des Krieges. Am Folgetag erreichen erste britische Einheiten die Stadt.
* [[13. Dezember]]: Die [[Heiliggeistkirche]] und das [[Altes Rathaus|Alte Rathaus]] werden bei einem Tagesangriff zwischen 12 und 14 Uhr weitgehend zerstört. Das Karstadt-Haus in der [[Holstenstraße]] brennt, die [[Nikolaikirche]] wird unbenutzbar. Das [[Opernhaus|Stadttheater]] und daneben das [[Rathaus]] werden schwer getroffen.
 
== [[1944]] ==
[[Datei:Fotos 3165.jpg|hochkant|mini|Volltreffer in der [[Küterstraße]]]]
* [[4. Januar]]: Bei einem Luftangriff in der Nacht auf den [[5. Januar|5.]] geraten unzählige Gebäude in Brand. So erhalten zum Beispiel das [[Thaulow-Museum]] und die [[Nikolaikirche]] Volltreffer und stehen in Flammen. [[Schloss]], [[Westbahnhof]] und [[Nord-Ostsee-Halle]] werden schwer getroffen. In der Schule am [[Philosophengang]] sterben 45 Menschen (nach anderer Quelle 30), die dort wegen überfüllter Bunker Schutz gesucht hatten.
* [[5. Januar]]: Ein Luftangriff in den Mittagsstunden setzt große Gebiete in der [[Wik]] und der [[Ringstraße]] in Flammen.  
* [[18. Mai]]: Das [[Museum Vaterländischer Altertümer]] in der [[Kattenstraße]], im dem das [[Nydamboot]] bis zu seiner Evakuierung nach Mölln beheimatet war, wird ein Opfer der Bomben.
* [[19. Mai]]: Das [[Café Hagen]] in der [[Brunswiker Straße]] 23 brennt nach einem Bomben-Volltreffer, der [[Der Schwertträger|Schwertträger-Brunnen]] wird zerstört.
* [[22. Mai]]: Nach dem bis dahin umfangreichsten Tagesangriff brennt das Gebäude der [[Kieler Spar- und Leihkasse]] am Lorentzendamm aus; die Kinderkliniken im [[Lorentzendamm]] werden zerstört. Am [[Alter Markt|Markt]] werden die [[Persianische Häuser|Persianischen Häuser]] zerstört und die bereits unbenutzbare [[Nikolaikirche]] brennt vollständig aus. Mit der [[Hof Apotheke Rüdel]] am Markt und der [[Alte Rats-Apotheke|Alten Ratsapotheke]] in der oberen [[Holstenstraße]] werden die ältesten beiden Kieler Apotheken zerstört. Viele ausgebrannte Häuser in der [[Brunswiker Straße]] sind so stark beschädigt, dass sie in den folgenden Tagen gesprengt werden.
* [[24. Juli]]: Die [[Paul-Gerhardt-Kirche]] am [[Ivensring]] wird zerstört und die [[St. Heinrich|St.-Heinrich-Kirche]] in der [[Feldstraße]] schwer beschädigt. Die Kirche in [[Pries]] (seit 1959: [[Zum guten Hirten]]) wird fast vollständig abgedeckt.
* [[6. August]]: Am Vormittag werden die Wik, Projensdorf, der [[Marinestützpunkt]] und die Prinz-Heinrich-Brücke bombardiert. Kiel ist schon seit den Angriffen vor drei Wochen ohne Gas und teilweise ohne Strom und Wasser.
* [[12. August]]: Das Gebäude der [[Hebbelschule]] in der Waitzstraße wird zerstört.
* [[16. August]]: In der Nacht auf den [[17. August|17.]] wird [[Suchsdorf]] bei einem Luftangriff auf Kiel zu 80&nbsp;% zerstört.
* [[26. August]]: Ab kurz vor Mitternacht erleidet Kiel den schwersten Luftangriff im zweiten Weltkrieg. 800 Maschinen werfen rund 300 Luftminen, 1&nbsp;000 Spreng- und 100&nbsp;000 Brandbomben ab.
* [[27. August]]: Etliche Einrichtungen der [[Kieler Stadtmission]] in der [[Fleethörn]], der [[Gellertstraße]], dem [[Hasseldieksdammer Weg]], dem [[Kronshagener Weg]] und der [[Muhliusstraße]] werden zerstört.
* [[30. August]]: Über 600 Bomber greifen am Nachmittag in der [[Wik]], von [[Hassee]] bis [[Schulensee]], in [[Ellerbek]] und [[Neumühlen-Dietrichsdorf|Dietrichsdorf]] an. In der Brommystraße werden alle Häuser bis auf eines zerstört. Gut Schrevenborn bei Heikendorf brennt ab.
 
== [[1945]] ==
[[Datei:Hauptbahnhof St Juergen Ruine 2765.jpg|mini|hochkant|Hauptbahnhof und St. Jürgen-Kirche]]
* [[3. April]]: Bei dem Angriff werden alleine 12 Schiffe versenkt, darunter der Passagierdampfer ''New York''.<br>Im Bunker in der [[Moltkestraße]] sterben 230 Menschen, sowohl durch eine Sprengbombe am Bunkereingang als auch an Kohlenmonoxidvergiftung wegen der im Bunker umgestürzten Öfen.<ref>Bericht zum [http://spurensuchesh.de/luftkrieg/#Dienstag_03.04.1945 Luftangriff vom 03. April 1945] bei spurensuchesh.de, gelesen am 23. Juli 2017</ref> Nach anderen Quellen handelte es sich nicht um einen Bunker, sondern um einen noch nicht fertiggstellten Luftschutzstollen, in dem sich gar keine Öfen befanden. Demnach sind die Opfer an Sauerstoffmangel und gitigen Gasen gestorben. Außerdem wird dort als Datum der Folgetag angegeben.<ref>[https://www.bunker-kiel.com/luftschutz-kiel/luftschutzstollen/sternwarte-moltkestra%C3%9Fe/ Luftschutzstollen Sternwarte Moltkestraße] bei bunker-kiel.com, gelesen am 23. Juli 2017</ref>
* [[4. April]]: Die [[Lutherkirche]] am [[Schrevenpark]] wird zerstört.
* [[5. April]]: Durch ihre Nähe zum [[Hauptbahnhof]] wird auch die [[St. Jürgen-Kirche]] vollständig ausgebombt.
* [[9. April]]: Der schwere Kreuzer ''Admiral Scheer'' kentert nach fünf Bombentreffern im äußeren Bauhafen der [[Deutsche Werke Kiel|Deutschen Werke Kiel]]. Nach Kriegsende wurde das Wrack nur teilweise entfernt und das Werftbecken mit Trümmerschutt verfüllt; 60&nbsp;% des Schiffes liegen dort noch heute unter der nicht bebauten Fläche unmittelbar neben der Zufahrt zum Marinearsenal.<br>Beim gleichen Angriff wird auch das als [[Freilichtmuseum]] dienende [[Ellerbeker Fischerhaus]] im [[Werftpark]] zerstört. Die [[Vicelinkirche]] in der [[Harmsstraße]] wird getroffen, ein paar Tage später muss der Turm gesprengt werden.
* [[3. Mai]]: In der Nacht zum [[4. Mai]] ereignet sich der letzte Bombenangriff des Krieges; eine Bombe durchschlägt den Mittelbau des [[Rathaus|Rathauses]] bis zum Keller. Am Folgetag erreichen erste britische Einheiten die Stadt.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.youtube.com/watch?v=W5nNtHp214g ''Kiel im Bombenkrieg''], Video (14:25&nbsp;min) von Kay Gerdes auf youtube.com
{{Commonscat|Bombing of Kiel in World War II|Luftangriffe auf Kiel im Zweiten Weltkrieg|3=s}}
* [https://m.youtube.com/watch?v=W5nNtHp214g ''Kiel im Bombenkrieg''], Video (14:25&nbsp;min) von Kay Gerdes auf youtube.com
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Vorlage:20. Jahrhundert}}
[[Kategorie:1941-1950]] [[Kategorie:Zweiter Weltkrieg]]

Version vom 7. September 2019, 20:09 Uhr

Die Werft Deutsche Werke Kiel (DWK) wurde zwischen 1942 und 1945 zu zwei Dritteln zerstört. Im Hintergrund das Wrack des Schweren Kreuzers Admiral Hipper

Im Zweiten Weltkrieg wurde Kiel zwischen Juli 1940 und Mai 1945 von 633 Vollalarmen und 90 Bombenangriffen heimgesucht. Dabei starben 2 900 Bürger der Stadt und rund 200 Besatzungsmitglieder abgeschossener Flugzeuge.

Die Angriffe geschahen arbeitsteilig: Meistens griffen US-Bomber tagsüber die Werften und andere Industrieanlagen an, während nachts die Royal Air Force die Wohngebiete bombardierte. Am Ende des Krieges waren die Industrie- und Hafenanlagen, die Militäreinrichtungen und die Wohngebiete ebenso wie die Versorgungs- und Verkehrs-Infrastruktur der Stadt weitgehend zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Drei Viertel der Häuser waren zerstört oder beschädigt.[1]

Der erste Luftangriff geschah am 2. Juli 1940, knapp ein Jahr nach Kriegsbeginn, und forderte erste Opfer. Der letzte ereignete sich in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai 1945, unmittelbar bevor am Folgetag erste britische Einheiten die Stadt erreichten. Wenn Kiel auch ein Inferno wie die Angriffe auf Hamburg (24. Juli bis 3. August 1942) oder Dresden (13. und 14. Februar 1945) erspart blieb, so musste es doch am 26. August 1944 seinen schwersten Angriff erleben, bei dem in einem Flächenbombardement 800 Maschinen rund 300 Luftminen, 1 000 Spreng- und 100 000 Brandbomben abwarfen.

Details zu einzelnen Angriffen

1940

Bombenschaden in der Kreisleitung der NSDAP in der Gartenstraße
  • 2. Juli: Die ersten Bombenabwürfe des Zweiten Weltkriegs über dem Stadtgebiet betreffen die Kieler Bevölkerung; es gibt erste Opfer. Das Gebäude der NSDAP-Kreisleitung in der Gartenstraße wird zerstört.
  • 19. Oktober: Bei einem Luftangriff zwischen 2 und 4 Uhr sind keine Opfer zu beklagen und es kommt meist nur zu geringem Schaden. Allerdings richtet der erste Bombentreffer im Schloss schweren Schaden in der Landesbibliothek an,

1941

  • 18. März: In der Nacht auf den 19. März erfolgt einer der bis dahin schwersten Luftangriffe; u. a. wird das Gebäude der Landesblindenanstalt im Königsweg 80 durch einen Bombentreffer beschädigt.
  • 7. und 8. April:
    • Kurz vor Mitternacht beginnt der bisher schwerste Luftangriff auf eine deutsche Stadt während des Zweiten Weltkrieges. Er dauert fünf Stunden und trifft vor allem die Werften.
    • Am Abend wird Kiel nach den Angriffen in der vorangegangenen Nacht erneut bombardiert, dieses Mal das Westufer. In den beiden Nächten sterben 213 Bürger; 8 000 werden obdachlos.
  • Nacht vom 7. zum 8. Mai: Das Telemannsche Haus in der Haßstraße 1 wird zerstört.
  • 25. Juni:
    • 48 Bomber (25 Bomber vom Typ Hampden und 23 vom Typ Wellington) der Royal Air Force greifen die Werftanlagen an. Eine Wellington-Maschine stürzt dabei ab.[2]

1942

1943

1944

Volltreffer in der Küterstraße

1945

Hauptbahnhof und St. Jürgen-Kirche
  • 3. April: Bei dem Angriff werden alleine 12 Schiffe versenkt, darunter der Passagierdampfer New York.
    Im Bunker in der Moltkestraße sterben 230 Menschen, sowohl durch eine Sprengbombe am Bunkereingang als auch an Kohlenmonoxidvergiftung wegen der im Bunker umgestürzten Öfen.[3] Nach anderen Quellen handelte es sich nicht um einen Bunker, sondern um einen noch nicht fertiggstellten Luftschutzstollen, in dem sich gar keine Öfen befanden. Demnach sind die Opfer an Sauerstoffmangel und gitigen Gasen gestorben. Außerdem wird dort als Datum der Folgetag angegeben.[4]
  • 4. April: Die Lutherkirche am Schrevenpark wird zerstört.
  • 5. April: Durch ihre Nähe zum Hauptbahnhof wird auch die St. Jürgen-Kirche vollständig ausgebombt.
  • 9. April: Der schwere Kreuzer Admiral Scheer kentert nach fünf Bombentreffern im äußeren Bauhafen der Deutschen Werke Kiel. Nach Kriegsende wurde das Wrack nur teilweise entfernt und das Werftbecken mit Trümmerschutt verfüllt; 60 % des Schiffes liegen dort noch heute unter der nicht bebauten Fläche unmittelbar neben der Zufahrt zum Marinearsenal.
    Beim gleichen Angriff wird auch das als Freilichtmuseum dienende Ellerbeker Fischerhaus im Werftpark zerstört. Die Vicelinkirche in der Harmsstraße wird getroffen, ein paar Tage später muss der Turm gesprengt werden.
  • 3. Mai: In der Nacht zum 4. Mai ereignet sich der letzte Bombenangriff des Krieges; eine Bombe durchschlägt den Mittelbau des Rathauses bis zum Keller. Am Folgetag erreichen erste britische Einheiten die Stadt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: „Luftangriffe auf Kiel“
  2. Tweet von RAF Bomber War: https://twitter.com/RAF_Bomber_War/status/746780858720321536?s=03
  3. Bericht zum Luftangriff vom 03. April 1945 bei spurensuchesh.de, gelesen am 23. Juli 2017
  4. Luftschutzstollen Sternwarte Moltkestraße bei bunker-kiel.com, gelesen am 23. Juli 2017