Schlachten und Kriege

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Schlacht bei Bornhöved (1227) aus der Sächsischen Weltchronik (14. Jahrhundert)

Kiel und seine Geschichte wurden seit der Gründung der Stadt auch von den Schlachten, Kriegen und ihren politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen geprägt und gestaltet.
Die Kieler Bürger mussten nicht nur die Stadt selbst verteidigen, sondern auch an der Landesverteidigung teilnehmen und militärische Güter liefern. Aufforderungen der Landesherren zur Entsendung von Reisigen sind mehrfach bezeugt. Die bewaffnet Ausziehenden waren meist nicht Bürger, sondern Landsknechte und Söldner. Das Bürgeraufgebot diente zur Verteidigung der Mauern und konnte sich nie weit von der Stadt entfernen.[1]

Im 19. Jahrhundert änderte sich das mit dem Nationalstaatsgedanken: In der Schleswig-Holsteinischen Erhebung bestand die bewaffnete Truppe anfangs aus u. a. einer freiwilligen Bürgerwehr, Studenten und Turnern, wobei das Corps Holsatia der Christian-Albrechts-Universität eine führende Rolle spielte. Mit dem Staatsgrundgesetz am 15. September 1848 wurde die allgemeine Wehrpflicht nach preußischen Vorbild eingeführt.[2][3][4]

Kiel scheint jedoch vor dem 20. Jahrhundert von direkten Kampfhandlungen weitestgehend verschont geblieben zu sein. Dennoch wurde die Stadt oft belagert, besetzt und von durchziehenden Truppen als Heerlager genutzt. Die Einquartierungen der Soldaten, die Requisition von Gütern, Plünderungen und Gewaltübergriffe, Hungersnöte und Seuchen, die man früher allgemein nur die Pest nannte, waren für die Kieler Bevölkerung sehr belastend.

Schlachten im Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • In der Schlacht bei Bornhöved am 22. Juli 1227 siegte Graf Adolf IV. von Schauenburg (* 1205, † 1261) mit seinen Koalitionstruppen aus norddeutschen Adligen, der jungen Reichsstadt Lübeck und Dithmarscher Bauern gegen das dänische Heer unter König Waldemar II. (* 1170, † 1241) und eroberte die Grafschaft Holstein zurück, die sein Vater 1203 an Waldemar verloren hatte. Die Schlacht ermöglichte die Gründung Kiels.[5][6]

Bei der Sage, dass Graf Adolf nach der Schlacht den unterlegenen König Waldemar nach Kiel gebracht habe, ohne dass dieser ihn dabei erkennen konnte (siehe unten), muss es sich um vom Sieger betriebene Propaganda oder eine schlichte Vokserzählung handeln. Denn die Schlacht fand einige Jahre vor der Gründung Kiels (1242) statt und auch die Begründung der Burg, die wahrscheinlich vor der Stadt entstand, wird von Historikern frühestens den 1220er-Jahren zugeordnet.

  • Die erfolglose Belagerung von Kiel (1261) des Herzogs Albrecht I. der Große von Braunschweig-Lüneburg (* 1236, † 1279) im Feldzug nach Holstein.[7][8]
    Albrecht hatte bei seinem Versuch, in einen dänischen Erbfolgestreit einzugreifen, bereits Oldenburg und Plön erobert. Er scheiterte dann aber vor Kiel. Die Braunschweigische Reimchronik berichtet, dass zunächst der Versuch, Kiel von allen vier Ecken zu stürmen, durch die Palisaden der Stadt verhindert wurde. Im zweiten Versuch sollte ein mit Brennmaterial beladenes Schiff in Brand gesetzt und vom Wind gegen die Stadtbefestigung getrieben werden. Erst als ein Kreuz auf die Brustwehr getragen wurde, habe sich der Wind gedreht und das Schiff aus der Förde getrieben – ein Gotteswunder in Kiel also![9] Durch dieses Ereignis war Albrechts Feldzug erfolglos bendet.
  • Schlacht auf der Lohheide am 28. Juni 1261 zwischen dem Herzog Erich I. von Schleswig, den Grafen Johann I. von Holstein-Kiel (* 1261, † 1263) und Gerhard I. von Holstein-Itzehoe (* 1232, † 1290) einerseits und der dänischen Regentin Margarete Sambiria (* um 1230, † 1282) andererseits. In der Schlacht wurde die Schwarze Margaret (Swarte Gret) und ihr Sohn Erich V. Klipping (* um 1249, † 1286) von den holsteinischen Grafen gefangen genommen, sie kam aber mit Hilfe des Herzogs Albrecht I. wieder frei.
  • Schlacht von Wöhrden am 7. September 1319, bei der die Dithmarscher ein holsteinisches und mecklenburgisches Invasionsheer vernichteten, welches unter Graf Gerhard III. von Holstein (* 1293, † 1340) in Dithmarschen einmarschierte.[10]
  • Schlacht auf der Lohheide am 30. November 1331 zwischen Gerhard III., der de groote Gert (Gerhard der Große, in dänischer Geschichtsschreibung Den kullede greve, der kahlköpfige Graf), und dem dänischen König Christoph II. (* 1276, † 1332), der gefangen genommen wurde.[11]
  • Bruderkämpfe zwischen dem dänischen König Christian I. (* 1426, † 1481) und seinem Bruder Graf Gerhard (Gerd) von Oldenburg, genannt der Mutige oder der Streitbare (* 1430; † 1500):[12]
    Bereits 1460 hatte Christian I. in Kiel die Tapfere Verbesserung des Ripener Vertrages unterschrieben.
    Im Herbst 1470 wünschte Christian I., "… von Kiel zur Bekämpfung seines Bruders Gerhard, der die Herrschaft in Schleswig-Holstein zu usurpieren gedachte, einhundert Mann auf vierzehn Tage mit eigener Beköstigung [zu] leihen ..."[13]
    1472 hatte Lübeck für die Belagerung von Husum dem dänischen König 400 Männer geliehen und ".. verlangte nunmehr auch von den Kielern die Absendung von 50 Bewaffneten auf Kosten und Wagen der Stadt nach Schleswig, wo sie mit den Lübeckern zusammentreffen sollten; die Kieler aber behaupten, nicht eine so große Zahl Bewaffneter, sondern höchstens ihrer 25 stellen zu können und klagten auch, daß ihnen ihre Harnische aflhendisch vorlenet unde vorkomen seien ...[14]
    In dieser Zeit hatte Kiel rund 2 000 Einwohner und Lübeck rund 22 000.[15]

Kriege in der Neuzeit bis 1848[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kiel in Holstein aus Daniel Meisner’s Schatzkästlein, 1625
  • In der Grafenfehde, einem zwischen 1533 und 1536 andauernden Bürgerkrieg in Dänemark und zugleich ein militärischer - und erfolgloser – Versuch der Hansestadt Lübeck, ihre Vormacht im Ostseehandel zu retten, lagerten 1536 ein Jahr lang Landsknechte in Kiel.[16]
  • Im Dreißigjährigen Krieg waren schwedische und kaiserliche Truppen in Kiel und das Kieler Schloss war mehrfach besetzt. Die Ausstattung wurde dabei zum Teil geplündert:
    Bis zum Dänisch-Niedersächsischen Krieg (1625–1629) waren die Herzogtümer Schleswig und Holstein nicht beteiligt. Im Jahr 1627 zogen Heere Wallensteins und Tillys nach Holstein, und Kiel wurde von den Kaiserlichen besetzt. Die dänische Truppe belagerte Kiel seit 1628. Am 25. Mai 1629 endeten die kriegerischen Handlungen mit dem Frieden von Lübeck. Die abziehenden Truppen, die zwei Jahre „aus dem Land“ gelebt und unter denen die Bewohner mit den Einquartierungen, Plünderungen, Bränden und Vergewaltigungen stark gelitten hatten, hinterließen ein in Teilen verarmtes Land.[17]
    Im Schwedisch-Französischen Krieg (1635–1648) kamen 1643 die schwedischen Truppen nach Kiel und wurden 1644 von den Kaiserlichen vertrieben.[18]
  • Der aus wirtschaftlichen Gründen geführte Schwedisch-Dänische Krieg (1643-1645) verheerte erneut die Herzogtümer Holstein und Schleswig in weiten Teilen. Zu Beginn des sogenannten Torstenssonkrieges wurde im Dezember 1643 die Festung Friedrichsort außerhalb Kiels von schwedischen Truppen erobert und bis zum Kriegsende besetzt gehalten.
    In der Seeschlacht auf der Kolberger Heide trafen die dänische und die schwedische Flotte nördlich von Fehmarn aufeinander und zogen dann im Verlauf der Schlacht bis in die Kieler Förde, wo die schwedische Flotte eingeschlossen wurde. Trotz des Sieges hatte Dänemark mit dem Frieden von Brömsebro 1645 die Hegemonie im Ostseeraum verloren.[19][20]
    Zwar hatte Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf (* 1597, † 1659) sich bereits 1644 vom dänischen König als Lehnsherrn getrennt und Gottorf wurde in einem Vertrag von allen Kriegsauflagen befreit, doch es bewahrte den herzoglichen Anteil und damit auch die Stadt Kiel nicht vor Einquartierungen, Kontributionen und Kriegsschäden.[21]
  • Im Dänisch-Schwedischen Krieg (1655–1660, auch Polackenkrieg genannt, Teil des Zweiten Nordischen Kriegs) kam am 13. Oktober 1659 ein großer Teil der Kopenhagener Truppen unter Graf Hans von Schack (* 1609, † 1676) mit Schiffen in Kiel an, um dann 14 Tage später am 27. Oktober von Kiel aus nach Fünen zu segeln.
    Nach dem Dänisch-Schwedischen Krieg erreichten die Gottorfer teilweise ihre Souveränität und waren nicht mehr dem dänischen König als Lehnsherrn verpflichtet. Es war jedoch der Beginn der Gottorfer Frage mit dem militärischen Auseinandersetzungen zwischen der dänischen Krone und Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf.[22]
  • Der dritte, der Große Nordischer Krieg dauerte von 1700 bis 1721. Das Kriegsgeschehen verlagerte sich ins Baltikum. Mit ihm endete die beherrschende Position Schwedens im Ostseeraum und begann der Aufstiegs Rußlands zur Großmacht.
    In Schleswig-Holstein war das Ziel der militärischen Aktionen Dänemarks die Lösung der Gottorfer Frage (u. a. durch die Belagerung der Festung Tönning (1700)[23] und einige der Schlachten auf der Lohheide im Jahr 1712.[11])
    Am Ende des Krieges waren die Weichen für den dänischen Gesamtstaat gestellt; der dänische König war alleiniger Herr über Schleswig und dem Gottorfer Herzog Carl Friedrich (* 1700, † 1739) blieb nur noch Streubesitz im holsteinischen Teil. Damit war kurzzeitig das Kieler Schloss seine Hauptresidenz und Kiel eine Residenzstadt, bis sein Sohn Karl Peter Ulrich den russischen Zarenthron bestieg.[24]
  • Sechster Koalitionskrieg der Napoleonischen Kriege (1792 bis 1815): Die schwedisch-russisch-preußische Nordarmee unter dem Oberbefehl des schwedische Kronprinzen Jean Baptiste Bernadotte (* 1763, † 1844), des späteren schwedischen Königs Karl XIV. Johann, kämpfte in Schleswig-Holstein gegen Dänemark, seit 1805 Verbündeter Frankreichs. Es kam Anfang Dezember zu blutigen Gefechten mit den dänischen Truppen bei Bornhöved und Sehestedt. 1813 wurde die Festung Friedrichsort, damals außerhalb Kiels, eingenommen. Am 13. Dezember wurde Kiel besetzt und im sogenannten Schwedenwinter 1813/14 lagen für sechs Wochen fast 8 000 Mann der vereinigten schwedischen, russischen und preußischen Truppen in der Stadt, die damals selbst nicht mehr als 9 000 Einwohner hatte.
    Am 14. Dezember 1813 hatte Bernadotte sein Hauptquartier im Buchwaldschen Hof bezogen, wo auch am 14. Januar 1814 der Kieler Frieden unterzeichnet wurde.

Hauptartikel: Kieler Frieden

Nationalkriege ab 1848[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schleswig-Holsteinische Flottille im Kieler Hafen: „Von der Tann“, „Elbe“ und „Bonin“(1849)
  • Schleswig-Holsteinische Erhebung (1848 – 1851, auch Schleswig-holsteinischer Befreiungskrieg und Schleswigscher Krieg genannt, dänisch Treårskrigen, der Drei-Jahres-Krieg), eine von der Mehrheit der Staaten des Deutschen Bundes unterstützte politische und militärische Auseinandersetzung der deutschen Nationalbewegung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein mit dem Königreich Dänemark.[25]

Hauptartikel: Schleswig-Holsteinische Erhebung

  • Deutsch-Dänischer Krieg (auch Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg) vom 1. Februar bis zum 30. Oktober 1864 zwischen Dänemark und der Allianz Preußen-Österreich um die nationale Zugehörigkeit der Herzogtümer Holstein und insbesondere Schleswig, wo auch hauptsächlich die Gefechte stattfanden. Für Kiel führte der Krieg zunächst zu einer Zweiteilung der Stadt in ein österreichisches und ein preußisches Gebiet. Im März 1865 wurde die preußische Marinestation Ostsee, die oberste Kommandobehörde der Marine für den Ostseeraum, von Danzig nach Kiel verlegt.[26]

Hauptartikel: Deutsch-Dänischer Krieg

  • Deutscher Krieg (1866, auch Preußisch-Österreichischer Krieg genannt) zwischen dem Deutschen Bund unter Führung Österreichs einerseits und Preußen sowie dessen Verbündeten andererseits. Preußische Truppen marschierten in Herzogtum Holstein ein, welches von Österreich verwaltet wurde. Nach dem Prager Frieden am 23. August 1866 verzichtete Österreich auf Rechte am Kondominium in Schleswig und Holstein. 1867 entstand die preußische Provinz Schleswig-Holstein im Königreich Preußen aus den beiden vormaligen Herzogtümern Schleswig und Holstein. Die Stadt Kiel wurde Kriegshafen der Marine des Norddeutschen Bundes und Sitz des aus den Ämtern Kiel, Kronshagen, Bordesholm und Neumünster gebildeten Kreises Kiel.[27]
  • Deutsch-Französischer Krieg von 1870 bis 1871 zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits. Er führte zur Gründung des Deutschen Reiches mit der Kaiserproklamaition in Versailles. Kiel wurde dadurch vom Kriegshafen des Nordeutschen Bundes zum Reichskriegshafen[28]

Hauptartikel: Erster Weltkrieg

Hauptartikel: Zweiter Weltkrieg

Sagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Sagensammlung von Karl Müllenhoff finden sich:

Die Schlacht bei Bornhövede

„Als Graf Alf mit seinen Holsten dem König Waldemar auf dem Felde bei Bornhövede gegenüberstand und schon lange gekämpft war, begannen seine Scharen zu weichen. Denn die Sonne schien ihnen ins Gesicht und die Dänen wehrten sich tapfer. Da flehte der edle Herr mit inbrünstigem Gebete zu der heiligen Maria Magdalena, deren Tag gerade war, und verhieß ihr ein Kloster zu bauen, wenn sie ihm hülfe. Da erschien die Heilige in den Wolken, segnete das Heer und bedeckte mit ihrem Gewande die Sonne. Als die Holsten dieses Wunder sahen und Graf Alf sie zugleich mit Worten ermunterte, faßten sie neuen Mut und nachdem die Dithmarschen ihre Schilde umgekehrt hatten und den Dänen in den Rücken gefallen waren, ward der vollständigste Sieg erfochten.
In dieser Schlacht hatte der König Waldemar seinen Stand auf dem Hügel, der nach ihm der Köhnsberg heißt. Es ward ihm sein Pferd unter dem Leibe erschossen. Als seine Leute geflohen waren und es schon dunkel werden wollte, irrte er noch hilflos auf dem Schlachtfelde umher. Da traf er einen schwarzen Ritter, der seinen Helm geschlossen hatte; den bat er für eine gute Belohnung ihn nach Kiel in Sicherheit zu bringen. Der Ritter nahm ihn zu sich aufs Pferd und brachte ihn ohne ein Wort zu sagen zur Stelle. Als sie in den Schloßhof einritten und die Diener mit Fackeln erschienen, forderte ihn der König auf, seinen Helm zu öffnen und seinen Namen zu nennen, damit er seinen Lohn empfange. Da schlug der Ritter das Visier zurück und alle erkannten erstaunt den Grafen Alf selbst. Er wandte darauf sein Roß und ritt eilend zu seinen Leuten ins Lager zurück. Christiani, Geschichte der Herzogt. Schleswig u. Holstein, Bd. II, 102. Mündlich. – Bei Gönnebek, in der Nähe von Bornhöved, im Fiendsmoor, sollen die Dänen begraben sein.[29]

Wie Graf Geert die Dithmarschen überfiel

Die Dithmarschen, nachdem sie raubend und plündernd durch Holstein gezogen waren, kamen nach Kiel. Aber bald wurden den Bürgern die Gäste lästig und sie bedachten daher einen behenden Anschlag, stellten mit Pfeifen, Trommeln und Gesang einen Tanz an, und brachten sie so hinaus nach dem Kuhberge, schlossen aber das Tor der Stadt hinter ihnen zu.
Die Dithmarschen wollten nun nach Hause ziehn, trieben unterwegs aber ihren alten Mutwillen. Als sie nach Bornhövede kamen, badeten sie sich in den vollen Kufen frisches Biers, die sie im Dorfe fanden, vor lauter Übermut, und hielten dann Nachtlager auf der Heide. Des Morgens früh kam aber Graf Geert mit seinem Volke und jeder trug einen grünen Zweig mit Blättern, so daß das Heer aussah wie ein Wald, und die Dithmarschen meinten nicht anders, als daß der Wald käme. So wurden sie unvermutet überfallen und ein Teil erschlagen; andere ertranken in der Bünzener Aue. Im ganzen blieben ihrer fünfhundert. Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 55. Quelle für Albert Kranz, Reimer Kock, Joh. Petersen, Neocorus. Detmar I, S. 208 weiß nichts davon. – Der wandelnde Wald kommt in einer altfränkischen Sage des 6. Jahrhunderts bei Aimoin III, 82, in einer hessischen bei Grimm, D.S. Nr. 91, zwei dänischen bei Saxo S. 133 und Thiele I, 172, in Shakespeares Macbeth usw. vor. Ähnlich nahmen auch die Schweizer des Landsbergers Burg, wie hier und in Nr. 8 die Dithmarschen die ihrer Zwingherrn.[30]

Schlacht auf der Lohheide'

Diese Schlacht war ein überaus großes Werk, aber Gott gab dem Grafen Geert doch den Sieg, obwohl die Holsten gegen die Dänen weit in der Minderzahl waren. In dem Gedränge geschah es, daß der Graf vom Pferde stürzte. Aber ein Bauer aus der Wilstermarsch, aus Büttel bei Brokdorf, half ihm wieder auf und sprach: »Nun gebrauche deiner vorigen Kräfte wieder.« Für diese Treue des Mannes befreite der Graf das ganze Dorf von der gemeinen Schatzung des Landes. Es fielen der Dänen so viel, daß die ganze Feldmark voll Leichname lag. Im ganzen sollen einige tausend Menschen gefallen sein. (Man sagt auch noch, daß die schwarze Greet dabei gewesen sei und vor der Schlacht ihre Sünden in der Kirche zu Haddebye gebeichtet habe.)
Er hatte aber in Rendsburg eine Schar Landsknechte zurückgelassen, weil die Bürger, obgleich er für sie gut sagte, sie nicht fortlassen wollten, bevor sie ihre Zehrung bezahlt hätten. Als diese nun den Lärm der Schlacht hörten, aber nicht wußten wie es abgelaufen sei, machte der edle Ritter Borchard von Itzehude sich doch auf mit den Leuten. Und da nun schon die Nacht da war, und sie gegen Sehestedt oder nach Königsförde kamen, hörten sie den Hufschlag von Pferden, und weil sie bald merkten, daß es Dänen waren, rüsteten sie sich und griffen das Häuflein an. Einige erschlugen sie und fingen die übrigen: das war der König Christoffer von Dänemark selbst mit seinem Gesinde.
Borchard ritt mit ihnen nach Gottorp zuund verlangte den Grafen zu sprechen ... (Der Graf) fragte was da wäre … (und der Edelmann sprach) mit freudiger Stimme: »Herr, ich bringe bessere und fröhlichere Botschaft; ich bringe gefangen den König von Dänemark. Stehet auf und tuet das Tor auf, daß wir ihn in Verwahrung bringen.« Also ward es hier zu Lande ein gemeines Sprichwort: »Treuer Herr, treuer Knecht.« Der König Christoffer aber mußte sich mit großem Gelde lösen.
Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 70, 71. (Cypraei Ann. episc. Slesv. S. 275. Mündlich.) Albert Kranz, Saxon. I, 11 etc. Heinrich Ranzau bei Westphalen I, 98, 148. Dankwerth, Chronik der Hezogtümer, Mskr. – Es ist wahrscheinlich, daß die Sage sich früher an die erste Schlacht auf der Lohheide knüpfte, wo Erich Glipping und die schwarze Margrete gefangen wurden. Dahlmann I, 416.'[31]

Swarte Gret

Es herrschte einmal eine Königin, die swarte Margrete, über Dänemark, die ließ die Elbe mit langen Pfählen und einer großen Kette sperren, so daß niemand heraus noch hinein konnte. So hat sie auch den Kieler und Flensburger Hafen versperrt und die Schlei ruiniert....
Bei Bornhövede lieferte sie einmal eine große Schlacht, und als sie ihr Pferd bestieg, hat sie ihren Fuß einem Steine eingedrückt, der da lange zu sehen gewesen ist. Andere sagen, es sei der Huf ihres Pferdes, und ein eben solcher Stein lag am hohlen Bache an der Grenze der Güter Depenau und Bockhorn.
Diese Königin ist recht eine alte Hexe gewesen. Sie geht noch heute spuken, und vieles ist noch von ihr zu erzählen.
Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 41. – Mündlich nach verschiedenen Mitteilungen. – Die Unionskönigin Margaretha soll sonst die Schlei gesperrt haben. Offenbar meint die spätere Sage auch gerade diese mit der schwarzen Magaret. Ihr wird in dänischen Sagen dieselbe Kriegslist beigelegt. Thiele I, 51. Vgl. unten Nr. 41.[32]

In der Sagensammlung von Gustav Friedrich Meyer finden sich:

Die List der Kieler' (eine Variante von Wie Graf Geert die Dithmarschen überfiel

Im Jahr 1317 halfen die Dithmarscher Bauern dem Graf Johann gegen den Grafen von Rendsburg und Plön. Sie raubten und plünderten und brannten ab, was den Rendsburger Grafen gehörte.
Als die Dithmarscher nach Kiel kamen, öffneten die Bürger das Tor und ließen sie als Freunde in die Stadt herein. Aber ihr Graf Johann verlor den Kampf vor der Stadt. Da wollten die Kieler die Dithmarscher Bauern wieder loswerden, aber die weigerten sich.

Die Bürger dennoch taten listig so, als wollten sie gemeinsam mit der Dithmarscher auf Beute vor der Stadt hinausziehen. Mit Pfeifen und Trommeln zogen hinauf zum Kuhberg. Die Dithmarschen, besessen von der Beutegier, merkten nicht, dass die Kieler in ihre Stadt zurückgelaufen waren und ihr Tor verschlossen hatten.
So mussten die Dithmarscher wieder in ihr Land zurückziehen.[33]
Diese Sage erinnert an die Streitigkeiten zwischen Johann I.von Holstein-Kiel (1261–1263) und sein jüngere Bruder Gerhard I. von Holstein-Itzehoe: Bei der Teilung 1261 erhielt Johann Wagrien und residierte in Kiel. Stormarn, Plön und das Stammland Schauenburg fielen an Gerhard, der in Itzehoe residierte. Das von Dänemark zurückgewonnene Rendsburg trat Johann seinem Bruder Gerhard ab und erhielt dafür Segeberg.

Die Schweden im Lande

Im Dreißigjährigen Krieg zogen wilde Schwedenhordem raubend und plündernd durch das Land um Kiel herum, doch die holsteinischen Heerscharen konnten sie in blutigen Gefechten zurückdrängen. Da schanzten die Schweden sich ein. Solch eine Schwedenschanze lag zwischen Kiel und Preetz bei Raisdorf und die Schweden sollen ihre Kriegskasse vergraben haben. Als die Holsteiner die Schanze stürmten, haben die Schweden in der Eile ihrer Flucht die Kriegskasse liegengeblieben.[34]

Ein Soldat wird gevierteilt

Im Jahr 1683 schoß ein dänischer Soldat im Streit auf seinen Offizier , doch die Kugel tötete einen anderen Soldaten. Der Soldat wurde danach zum Kieler Markt geführt, enthauptet und gevierteilt. Zwei Viertel wurden vor dem Holstentor und zwei vor dem dänischen Tor vier Tage lang auf Pfähle aufgesteckt.
Zwei andere Soldaten halfen bei dem Streit nicht ihrem Offizier und mußten auf einer Trommel würfeln. Wer die höchstere Zahl würfelte, wurde am Kniegalgen aufgehängt, der andere mußte Spießrutenlaufen und kam mit den Leben davon
.[35]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Theodor Klüver, Beiträge zur Geschichte des Gemeindeorganismus bis zum Jahre 1600, S. 26 in: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte Heft 18, Kiel 1912
  2. Wikipedia: „Schleswig-Holsteinische Armee“
  3. Wikipedia: „Wehrpflicht in Deutschland“
  4. Text der Verfassung von 1848
  5. Bornhöved auf der Website der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, abgerufen am 25. Januar 2019.
  6. Wikipedia: „Schlacht bei Bornhöved “
  7. Der letzte Welfe im Norden (pdf) Jan Ocker, Fachtagungsbericht der Abteilung für Regionalgeschichte, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Der letzte Welfe im Norden: Herzog Albrecht I. ‚der Lange‘ von Braunschweig (1236-1279), 14.10.2016–15.10.2016; Artikel „Albrecht I., Herzog von Braunschweig“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 257–261, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albrecht_I._(Herzog_von_Braunschweig-L%C3%BCneburg)&oldid=2486056 (abgerufen am 28. Januar 2019).
  8. Wikipedia: „Albrecht I. von Braunschweig“
  9. Belagerung von Kiel bei kuladig.de, abgerufen am 23. Okt. 2023
  10. Wikipedia: „ Schlacht von Wöhrden“
  11. 11,0 11,1 Wikipedia: „Lohheide“
  12. Wikipedia: „ Gerhard (Gerd) von Oldenburg“
  13. Die Lübecker Briefe des Kieler Stadtarchivs 1422 – 1534 bearbeitet und mit einen Vorwort begleitet von Dr. phil. August Wetzel, Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, S. 19
  14. Lübecker Briefe, August Wetzel, S.20
  15. Wikipedia: „ Einwohnerentwicklung von Kiel von 1300 bis 1900“ und Wikipedia: „Einwohnerentwicklung von Lübeck von 1227 bis 1870“
  16. Grafenfehde auf der Website der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, abgerufen am 25. Januar 2019. Wikipedia: „Grafenfehde“
  17. Dreißigjähriger Krieg, Kaiserlicher Krieg auf der Website der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, abgerufen am 25. Januar 2019. [[WP|Dreißigjähriger_Krieg#Dänisch-niedersächsischer_Krieg_(1623–1629)|Dänisch-niedersächsischer Krieg}}
  18. Wikipedia: „Schwedisch-Französischer Krieg“
  19. Wikipedia: „Torstenssonkrieg“
  20. Wikipedia: „Seeschlacht auf der Kolberger Heide“
  21. Schwedisch-dänischer Krieg auf der Website der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, abgerufen am 25. Januar 2019.
  22. Dänisch-Schwedischer Krieg auf der Website der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, abgerufen am 25. Januar 2019. Wikipedia: „Dänisch-Schwedischer Krieg“
  23. Wikipedia: „Belagerung von Tönning“
  24. Großer Nordischer Krieg auf der Website der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, abgerufen am 25. Januar 2019. Wikipedia: „Dänisch-Schwedischer Krieg“'Wikipedia: „Herzog Karl Friedrich“
  25. Wikipedia: „Schleswig-Holsteinische Erhebung“
  26. Schleswig-Holsteinische Erhebung und Schleswigsche Kriege auf der Website der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, abgerufen am 25. Januar 2019. Wikipedia: „Deutsch-Dänischer Krieg“
  27. Wikipedia: „Deutscher Krieg“
  28. Wikipedia: „Deutsch-Französischer Krieg“
  29. Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, 1. Buch, S. 15f. auf zeno.org
  30. Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, 1. Buch, S. 14. auf zeno.org
  31. >Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, 1. Buch, S. 23 f. auf zeno.org
  32. Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, 1. Buch, S. 17 f.. auf zeno.org
  33. Nach Gustav Friedrich Meyer, Schleswig-Holsteiner Sagen (Jena 1929); Broder-M. Ketelsen, Kieler Sagen, Verlag Michael Jung Kiel 1991, S. 10 f.
  34. Nach Gustav Friedrich Meyer, Schleswig-Holsteiner Sagen (Jena 1929); Broder-M. Ketelsen, Kieler Sagen, Verlag Michael Jung Kiel 1991, S. 15
  35. Nach Gustav Friedrich Meyer Schleswig-Holsteiner Sagen (Jena 1929); Broder-M. Ketelsen, Kieler Sagen, Verlag Michael Jung Kiel 1991, S. 13 f.